
Interview mit Vereinschef Klaus Frey
17 Dez
Interview mit Vereinschef Klaus Frey
Der SSV setzt auf Training und Teamgeist...
Der SSV Schönmünzach strebt in der 2. Bundesliga den Klassenerhalt an. Klaus Frey gibt einen Einblick in die bisherigen Leistungen und das finanzielle Konzept des Vereines
SchwaBo: Der erste Sieg ist geschafft. Das nächste Spiel findet mit großem Abstand statt. Ein Nachteil, da man den Schwung nicht mitnehmen kann?
Klaus Frey: Ich sehe im Moment kein Nachteil darin. Wir hören ja nicht auf mit den Wettkämpfen. Am 04.01.2025 haben wir uns für das Deutsche Pokalfinale qualifiziert, wo wir gegen die Bundesligisten TTG Bingen/Münster-Sarmsheim und den amtierenden Deutschen Vizemeister TTC 1946 Weinheim antreten und weitere wichtige Erfahrungen sammeln können. Zudem finden am 18./19.01.2025 die Landesmeisterschaften statt, wo unsere Spielerinnen antreten werden. Julia Kaim wird im Februar ihre Masterarbeit beenden und dann wieder etwas mehr Zeit ins Training zu investieren.
SchwaBo: Neun Spiele liegen hinter dem Team. Welche positiven und welche negativen Aspekte zieht die Mannschaft aus den bisherigen Spielen?
Klaus Frey: Wir hatten zu Beginn der Saison zu viel Respekt von der Spielstärke und Namen unserer Gegnerinnen. Das ist eigentlich der einzige negative Aspekt, wenn man diesen so nennen kann. Das positive ist die Tatsache, dass wir mit jedem Spiel den Respekt Stück für Stück abgelegen konnten und wir in jedem Satz dem Sieg ein wenig näherkamen, bis zum Vorrundenschluss der Knoten geplatzt ist.
SchwaBo: Woran soll in den kommenden Wochen gearbeitet werden? Wo muss man den Hebel im Training besonders ansetzen, was läuft gut?
Klaus Frey: Im Prinzip müssen wir eigentlich nichts ändern. Da wir alle im Amateurbereich arbeiten, ist es einfach nur wichtig, dass die Spielerinnen genügend Zeit zum Training finden. Bei den Studenten und Schülerinnen ist es noch relativ einfach, doch Antonia Bernhard steht im normalen Berufsleben und Julia Kaim schreibt gerade ihre Masterarbeit und steigt dann ins Berufsleben ein, da ist es leider zeitlich und räumlich nicht immer möglich genügend qualitativ gut zu trainieren.
SchwaBo: Wie sehen Sie die Chancen, dass das der Klassenerhalt noch geschafft werden kann?
Klaus Frey: Der aktuelle Tabellenzweite TuS Uentrop zieht sich aus finanziellen Gründen aus der 2. Bundesliga zurück. Deshalb wird es vermutlich nur einen Absteiger und einen Relegationsplatz geben. Die Chancen auf den Klassenerhalt sind gegeben, da wir vor allem 5 Heimspiele gegen schlagbare Gegner haben und das fantastische Publikum in Baiersbronn immer für zusätzliche Motivation für einen Punkt gut ist.
SchwaBo: Drei Jahre, drei verschiedene Ligen. Wo sind die größten Unterschiede?
Klaus Frey: In der Regionalliga ist es oft so, dass die Vereine 1-2 Semiprofessionelle Spielerinnen, meist aus dem Ausland beschäftigen und den Rest mit eigenen Talenten aus dem Verein oder der Umgebung die Mannschaft zusammenstellen. In der 3. Bundesliga sind die Plätze im vorderen Paarkreuz ähnlich wie in der Regionalliga oft an Ausländerinnen vergeben, die qualitativ natürlich besser sein müssen wie eine Liga darunter. Der Rest des Teams besteht aus Spitzenspielerinnen der verschiedenen Landeskadern, meist Jugendliche, die höhere Ligen spielen müssen, um sich sportlich weiterzuentwickeln. In der 2. Bundesliga ist die Zusammenstellung eine ganze andere. Da in der 1. Bundeliga nur 7 Deutsche Spielerinnen einen Stammplatz haben, ist der Rest der Deutschen Spitzen in der 2. Liga zu finden. Dazu kommen viele ältere erfahrene Spielerinnen, die fast alle jahrelangen Erfahrungen aus der 1. Bundesliga haben. So spielt z.B. Jing Tian-Wörner, ehemals chinesische Nationalspielerin und 1999 Nr. 4 der Weltrangliste auf Position 3 in Anröchte.
SchwaBo: Welche Ziele hatte man sich im Vorfeld gesteckt und welche Ziele hat der SSV Schönmünzach für die kommenden Spiele?
Klaus Frey: Zu Beginn der Runde war das Ziel, sich einfach achtbar in der 2. Liga zu schlagen, mit der Konsequenz ein Jahr später wieder in der 3. Liga zu spielen. Mit der inzwischen erfolgten Akklimatisierung habe ich selbst nur erhofft, aber nicht damit gerechnet. In der Rückrunde wollen wir zu Hause noch einige Spiele gewinnen und dann wird man sehen, ob es für den Klassenerhalt reicht oder nicht.
SchwaBo: Lange Fahrtstrecken zu den Auswärtsspielen und sogar zwei Wochenenden mit jeweils zwei Partien stehen im Plan der Spielerinnen.
Klaus Frey: Lange Fahrten sind unsere Spielerinnen eigentlich gewöhnt. Da alle Spielerinnen auch im Einzelsport zur Deutschen, bzw. Landesspitze gezählt haben, mussten sie auch dort schon in ganz Deutschland antreten. In diesem Jahr hatten wir das Glück, dass alle 8 Auswärtsspiele als Doppelspietage Samstag/Sonntag absolviert werden können. Jeweils 2 Mannschaften liegen geografisch eng beieinander, so dass möglich ist. In Zeit und gefahrenen km ist es sogar weniger als in er 3. Bundesliga.
SchwaBo :Wie managt der SSV das und wie schafft der Verein es, dies auch finanziell zu stemmen?
Klaus Frey: Da das Konzept des SSV Schönmünzach daraus besteht, seine Energie und Geld ins Training zu stecken, ist unser Trainer Andrzej Kaim der einzige Profi, der inzwischen schon 15 Jahre bei uns arbeitet. Die restlichen Spielerinnen sind reine Amateure. Ein Pool an Sponsoren haben wir in diesen 15 Jahren kontinuierlich aufgebaut und erweitert. Die Erfolge der letzten Jahre erleichtern dies ein wenig. Mit diesem Konzept werden wir auf jeden Fall nicht zu den Bundesligisten zählen, die sich aus finanziellen Schwierigkeiten zurückziehen müssen.
Das Interview führte Lena Straub vom Schwarzwälder Boten